Frage Nummer 1: Was ist eigentlich Motocross?

Die Frage, die einem wohl als aller Erstes in den Kopf kommt, wenn man sich mit dem Thema Motocross beschäftigt, ist: Was ist eigentlich Motocross genau?

Es gibt viele Arten von "auf dem Moped im Dreck rumfahren" oder etwas feiner ausgedrückt dem Offroad-Sport auf zwei Rädern. Hier kommt eine kleine Zusammenfassung der häufigsten Formen.

rallybike_grossEinigen ist sicher die Rallye ein Begriff, nicht zuletzt durch die Rallye Dakar, die jedes Jahr durch mehr oder weniger positive Schlagzeilen auf sich aufmerksam macht. Eine Rallye wird in Etappen gefahren, sprich, man fährt von A nach B. Diese Strecke muss in möglichst kurzer Zeit selbstständig absolviert werden. Hilfe von außen darf nur in festgelegten Servicezeiten in Anspruch genommen werden. Gestartet wird im Minutenabstand. Lediglich Start- und Zielpunkt sind festgelegt und jeder Fahrer navigiert sich selbst bis zum Ziel. Einige Streckenabschnitte führen auch über öffentliche Straßen, sodass eine Rallye-Maschine für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen sein muss und die Fahrer die Verkehrsregeln beachten müssen.


Bildquelle: http://www.motorstown.com
Trial als weitere Offroadform kann man ganz platt als Hindernisfahrt oder Geschicklichkeitswettbewerb benennen. Eine mit Hindernissen versehen Strecke muss möglichst fehlerfrei und so schnell wie möglich absolviert werden. Oftmals haben die Fahrer einen Helfer, der neben der Strecke mitläuft und Tipps zum Meistern schwerer Hindernisse gibt. Der Kurs kann indoor angelegt sein oder auch draußen auf einer Naturstrecke abgehalten werden. Gefahren wird im Stehen. Eine "richtige Sitzbank" gibt es deshalb nicht. Weitere Besonderheit einer Trial-Maschine ist das leichte Gewicht. In der Regel wiegt eine Maschine lediglich rund 70-80kg. Zudem ist das Bike extrem wendig und kann durchaus mit einem Mountainbike oder BMX verglichen werden. Bis 2004 waren lediglich 2-Takter zugelassen, doch seit 2005 gibt es auch 4-Takter in diesem Sport. Der Hubraum bestimmt dann jeweils, in welcher Klasse angetreten wird: 50, 80, 125, 250, 280 oder 320cc.


speedway
Quelle: http://www.speedweek.com/
Beim Bahnsport handelt es sich um eine besondere Form des "Off the Road" Sportes, der auf ebenen, ovalförmigen Bahnen absolviert wird. Die Maschinen haben zur Überraschung vieler keine Bremsen und meistens nur einen, maximal zwei Gänge. Beim Bahnsport kann man zwischen Speedway, Eisspeedway und Langbahn/Grasbahn unterscheiden. Das Bild, das einem beim Speedway in den Kopf kommt, ist ein seitlich um die Kurve driftendes Motorrad (sogenanntes Powersliding). Bei einem Speedway-Rennen starten vier oder sechs Fahrer gleichzeitig in einem stehenden Start. Ihre Maschinen müssen mindestens 80kg wiegen. Die Motoren sind 500 cc Einzylinder-Viertakter, die mit Methanol betrieben werden. Auf der Geraden werden Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h erreicht (ich würde mich das ja nicht ohne Bremsen trauen!). Ein Rennen über vier Runden dauert bei einer Bahnlänge von 300 bis 400 Metern in etwa nur eine Minute.


Quelle: http://www.1000ps.at/
Beim Enduro muss eine bestimmte Rundenanzahl auf einem vorgeschriebenen Geländekurs in einer vorgegebenen Zeit absolviert werden. Oftmals sind in den Runden diverse Prüfungen eingebaut, die ebenfalls zeitlich gemessen werden. Überschreitet man das Zeitlimit bei den Prüfungen oder beim Absolvieren der Runden, erhält man Strafpunkte, die dann zur Gesamtzeit hinzugerechnet werden. Am Ende gewinnt derjenige, der die Gesamtstrecke und Prüfungen am schnellsten absolviert hat. Der Begriff leitet sich vom spanischem duro = hart und vom englischem endurance = Ausdauer ab. Gefahren wird mit einer gleichnamigen Maschine in unterschiedlichen Hubraumklassen. Auf gut Deutsch kann man die Maschine auch als Geländemotorrad benennen. Sie besitzt eine Straßenzulassung und damit Elemente wie Lampen, Blinker und Rücklicht. Die Sitzposition ist recht hoch, was bei kleineren Fahrern häufig zu Problemen führt. Generell ähnelt die Maschine einer Motocrossmaschine sehr, ist jedoch stärker auf Langstrecke bzw. Ausdauer ausgelegt als auf Geschwindigkeit und kurzzeitig hohe Leistungen. Dem Enduro ähnlich ist das Cross Country. Gefahren werden auch hier Runden auf einem festgelegten Rundkurs. Allerdings ist es vielmehr ein Rennen im klassischen Sinne ohne zu absolvierende Prüfungen. Gewinner ist einfach derjenige, der als Erstes die Ziellinie überquert. 


Motocross im Allgemeinen wird hingegen auf nicht für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassenen Wettbewerbsmaschinen bestritten. Licht, Blinker und Kennzeichen sind somit nicht verpflichtend. Insgesamt gibt es drei verschiedene Arten der Austragung. Dazu gehören Motocross (MX), Supercross (SX) und Freestyle-Motocross (FMX).


Motocross WM Schweden 2010
Quelle: http://www.servustv.com/

MX-Wettkämpfe werden auf freiem Gelände veranstaltet, die Länge einer Strecke beträgt dabei bis zu 4km. Besondere Anforderungen sind hier hohe Geschwindigkeiten, weit auseinanderliegende Sprünge sowie teilweise extreme Witterungsbedingungen. Ein Rennen besteht meist aus zwei Läufen plus ein vorhergehendes Qualifikationstraining, in welchem die Startplätze erfahren werden. Es wird in den Klassen MX1 (250cc 2-Takter bzw. 450cc 4-Takter), MX2 (125cc 2-Takter bzw. 250cc 4-Takter) und MX3 (500cc 2-Takter bzw. 650cc 4-Takter) gefahren. Das eigentliche Rennen besteht dann aus zwei Läufen zu je 35 Minuten plus 2 Runden. Wer jedoch denkt, dass Motocross nur was für Einzelgänger ist, hat sich geirrt. Beim Sidecarcross z.B. bewältigen Fahrer und Beifahrer zusammen als Team auf ihrem Motocrossgespann ein Rennen: der Fahrer am Lenker mit Gas und Bremse, der Beifahrer durch Gewichtsverlagerung im Seitenwagen. Die Motocross-Gespanne sind keine Singlemotorräder mit angebautem Seitenwagen, sondern Spezialanfertigungen, die in Kleinserien hergestellt werden. Auch mit drei Rädern und zwei Personen sind mit den ca. 180 bis 200 kg schweren Gespannen Sprünge von 20 bis 25 m möglich. Supercross mit Waschbrettpisten gibt es jedoch nicht. In der Weltmeisterschaft beträgt die Renndistanz zwei Mal 30 Minuten plus zwei Runden.

Blake Wharton - 2009 AMA Supercross
http://www.motorcycle-usa.com/

Sehr spektakulär geht es beim SX zu. Dieser Sport erfreut sich äußerster Beliebtheit in den USA, nicht zuletzt durch das spektakuläre Rahmenprogramm, das häufig bei derartigen Veranstaltungen abgehalten wird. Supercross findet in großen Hallen oder Stadien statt, die speziell für das Event mit Erde und Lehm gefüllt werden und eine Indoorstrecke präpariert wird. In Deutschland schauen in der Regel ca. 10.000 Personen Supercross vor Ort. In den USA hingegen können es leicht bis zu 75.000 Personen sein. Die Rennstrecke ist recht kurz und gestaucht und damit technisch sehr anspruchsvoll. Im Streckenlayout sind verhältnismäßig viele Sprünge eingebaut, für die die Fahrer eine gute Kondition benötigen. Die Rennen dauern in der Regel lediglich 15 Minuten. Es sind aber weniger Fahrer am Start, sodass mehr Rennen stattfinden und die Zuschauer immer etwas zu sehen haben: Qualifikationsläufe, Achtel-, Viertel- und Halbfinale sowie das spektakuläre Finale. Bekannte Namen sind Rickt Carmichael und Jeremy McGrath. Da der Supercross vorwiegend im Winter stattfindet, wenn normale Crossstrecken geschlossen sind, ist es vielen Fahrern möglich, sowohl beim Motocross als auch Supercross teilzunehmen.


Quelle: http://www.bmx-bc.de/
FMX entstand aus den Wettkämpfen des Motocross. Hier führten zwischen den einzelnen Läufen Fahrer Ihre Kunststücke auf den Maschinen vor. Mittlerweile hat sich daraus ein eigenständiger Sport entwickelt, bei welchem die Fahrer in einer bestimmten Zeit über verschiedene Rampen (sogenannte Kicker) springen und Ihre Tricks zeigen. Diese werden von Schiedsrichtern genau beobachtet und bewertet. Die Maschinen sind meist modifizierte 250cc Zweitakt-Crosser mit etwas höherem Lenker, zusätzlichen Handgriffen und breiteren Fußrasten. Die wohl wichtigsten FMX-Veranstaltungen sind die X-Games, Night of the Jumps und Red Bull X-Fighters.




Exkurs - Motorsport als Mannschaftssport? Kein Problem! Motoball ist eine Mannschaftssportart mit dem Ziel, einen 40 cm großen und 1200 g schweren Ball mit dem Fuß und auf einem Motorrad sitzend im gegnerischen Tor zu versenken. Es ist quasi "Fussball auf Motorrädern". Ein Team besteht aus einem Torwart, acht Feldspielern, von denen vier gleichzeitig auf dem Platz sind, zwei Mechanikern und dem Mannschaftsleiter. Ein Motoballspiel dauert 4 mal 20 Minuten. Zwischen den einzelnen Spielphasen findet jeweils eine 10-minütige Pause statt. In Deutschland gibt es eine eigene Bundesliga für diesen Sport und die deutsche Nationalmannschaft ist einer der besten weltweit!